Handgeschnittenes Carne Cruda, hausgemachte Kalbfleischravioli oder Lammcarrée mit Haselnuss-Polenta – im mediterran inspirierten Hotelpalais am Rand der Lüneburger Heide ist einer der besten Italiener Deutschlands zuhause
Das für die Region so typische Fachwerkhaus mit rotem Backstein und Sprossenfenstern ist nichts als geschickte Tarnung – hinter dieser Fassade würde man kulinarisch alles andere erwarten als einen der besten Italiener Deutschlands. Doch genau das ist die mit 16 Gault&Millau-Punkten ausgezeichnete Taverna&Trattoria Palio, die zum Fürstenhof Celle gehört. Ein stilvoll mediterran gestaltetes Lokal mit viel Holz, pastellfarbenen Wänden, rotglasierten Bodenfliesen – und garantiert frei von Folklorekitsch.
Drinnen fühlt man sich wie in der Toskana, im Sommer kommen auf der Terrasse im schönen Innenhof unter den alten Kastanien sowieso mediterrane Gefühle auf, sobald die erste Flasche Bellavista geöffnet wird.
Dazu kommen knackige Grissini, luftiges Focaccia und italienisches Weißbrot mit röscher Kruste (alles hausgebacken), feinste Oliven und würzige Thunfischcreme, originell in einer Sardinenbüchse serviert, auf den Tisch – dolce vita am Rand der Lüneburger Heide!
Beim Blick in die Speisekarte würde man kaum glauben, dass am Herd kein Italiener, sondern ein gebürtige Franke steht. Holger Lutz, der seinerzeit nebenan im Restaurant Endtenfang für das Haus einen Stern erkochte, hat seine mediterrane Seele entdeckt und steht für eine ebenso authentische wie raffinierte Interpretation klassisch italienischer Aromenbilder.
Für die in diesem Haus durchgängig hohe Produktqualität steht auch das handgeschnittene Carne Cruda, feiner Kalbstatar mit zerstossenen Piemonteser Haselnüssen, leicht säuerlich marinierter Ringelbete und großzügig gehobelten italienischen Herbsttrüffeln.
Beliebte Evergreens des Hauses sind der Livorneser Fisch- und Krustentiereintopf Cacciucco mit Tomaten und reichhaltiger Einlage von Langustine über Rotbarbe bis zu Schwert- und Bouchotmuscheln und natürlich die hausgemachte Pasta, von Cavatelli mit Schwertfisch bis zu Ravioli, deren hauchzarter Teig locker-saftige Kalbfleischfarce umhüllt, dazu gibt es Salbeibutter, Spinat und frisch gehobelten Parmesan.
Porchetta, die italienische Form des Rollbratens, serviert Lutz mal nicht in der klassischen Variante vom Schwein, sondern vom Lamm, dazu passen Poweraden, die geschmacksintensiveren Mini-Artischocken. Risotto milanese mit feiner Safrannote und würzigem Ossobucco-Ragout ist von schlotziger Sämigkeit und so perfekt auf den Punkt gegart, dass jedes Reiskorn im Kern noch leichten Biss hat, genauso wie man es in Italien liebt.
Auch Zander bekommt bei Lutz ein mediterranes Gewand, wenn er in Kapernsud mit Apfelrisotto, Lardo und gedünstetem Mangold serviert wird; Rinderfilet ist kross gebraten mit den begehrten Röstaromen und begleitet von in Olivenöl gedünsteten Bohnenkernen, breiten Bohnen, Oregano-Kartoffeln und kräftiger Safran-Mandelsauce.
Das Palio liegt direkt neben dem nobel möblierten Palais, das Herzstück des Fürstenhof Celle ist. Noch heute fühlt man sich hier wie zu Besuch in einem historischen Herrenhaus voller Charme und Behaglichkeit. Tatsächlich ist man auch architektonisch Italien sehr verbunden, denn erbaut wurde das Palais 1670 vom Venezianer Francesco Maria Cappellini, genannt Stechinelli. 2020 feierte der Fürstenhof ein Jubiläum: Seit 50 Jahren wird er als Hotel geführt, seit 2005 unter dem Dach der Althoff-Gruppe.
Geschäftsführer Ingo Schreiber, ebenfalls seit 2005 im Haus, ist besonders stolz auf das Tapetenzimmer im ersten Stock, ein wahres kunsthistorisches Kleinod mit imposanter Stuckdecke und kostbaren Tapeten: Sie zeigen eine mediterrane Landschaft und stammen aus den Anfangszeiten der bedruckten Papiertapete. Um 1825 wurden sie von Hand bedruckt, dazu waren mehr als 600 Druckpaletten nötig, die als Holzschnitt hergestellt werden mussten.
Die 62 stimmungsvollen und angenehm ruhigen Zimmer liegen wie auch der kleine, aber feine Spa-Bereich im modernen Hotelbau, der an das Palais anschliesst.