Das Vorzeigeprojekt mit landestypischer Architektur und nachhaltigem Ansatz setzte den südwestlichen Peloponnes auf die touristische Landkarte. Für kulinarische Ambition stehen die eigene Landwirtschaft und ganze 14 Restaurants
Ein frischer Assyrtiko im Glas, gegrillte Calamari auf dem Teller und dazu der Blick auf das Ionische Meer, dessen Wellen ein paar Meter vom Tisch entfernt über den Sand spülen. Das Strandlokal Barbouni ist so ziemlich der perfekte Ort, an den man sich in einem langen deutschen Winter gerne träumt. Das Restaurant mit Fokus auf Fisch und Meeresfrüchten gehört zu Costa Navarino, dem touristischen Vorzeige-Projekt im Südwesten des Peloponnes, etwa eine Autostunde von Kalamata entfernt.
Entworfen von den besten Landschaftsplanern des Landes erstreckt sich das Resort, das sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat, über 1000 Hektar Grund. Bebaut wurden nur zehn Prozent der Fläche, um die landschaftliche Schönheit zu bewahren. Zur Anlage gehören zwei Fünf-Sterne-Hotels, einer der schönsten Golfplätze Europas, rund 6000 zum Teil uralte Olivenbäume und 14 Restaurants, darunter das japanische Onuki, das moderne Steakhouse Flame – und das Barbouni.
Ein Essen im Barbouni beginnt man am besten mit klassischen Mezze, die in der Mitte des Tisches platziert werden, so dass alle zugreifen können. Das Angebot reicht vom obligatorischen Taramas über Baba Ganoush und Püree von Fava-Bohnen bis zu Tzatziki und Hummus. Den Mittelmeerblick gibt es gratis dazu.
Eine auf den ionischen Inseln beliebte Vorspeise ist die Riganada, eine Art griechische Bruschetta: Chef Panagiotis Tziourtzioumis belegt geröstetes Vollkornbrot mit geriebenen reifen Tomaten, marinierten Anchovis, Anthotiro-Frischkäse und Heringsrogen. Das Ganze schmeckt er mit Olivenöl, Meersalz und grobem Pfeffer ab und gibt als Garnitur eingelegtes „Kritano“ darauf, ein lokales Strandgewächs. Eine meeeresfrische Delikatesse ist auch das Carpaccio vom Wolfsbarsch, das er mit Piment d’Espelette, Mohn und Zitrus-Olivenöl anrichtet.
Neue griechische Küche gibt es im Kooc bei Ioannis Parikos, dessen Laufbahn gleich mehrere griechische Sternerestaurants zieren. Er ist ein großer Fan lokaler Produkte, vom Olivenöl aus der heimischen Sorte Koroneiki über die vielen Wildkräuter bis zum Seeigel, der vor der Küste Messiniens gefischt wird und ultrafrisch auf den Tisch kommt. „Bei Fisch und Meeresfrüchten von ‚terroir‘ zu sprechen, mag ein wenig absurd scheinen“, sagt Parikos. „Aber die Ägäis bietet unglaubliche Biodiversität und ihre Fanggründe sind viel tiefer als etwa vor der französischen Küste – das verleiht dem Fisch superbe Qualität und Aromatik.“ Rotbarbe serviert er im Escabeche-Stil (griechisch: a la savoro) mit allem, was der Peloponnes zu bieten hat. Mariniert in lokalem Olivenöl und vielen frischen Kräutern, nur sekundenkurz von der Pfanne geküsst und als Tatar angerichtet. Dazu Ouzo-Gelee und rote Paprika, das gelbe Puder ist vom Wolfsbarsch-Rogen, heimische Rosinen sorgen für fruchtbetonte Süße.
Armyra heißt die Adresse für die beste Fisch- und Seafood-Küche weit und breit. Auf der großen Terrasse oder drinnen mit Blick auf die offene Küche wird alles serviert, was lokale Fischer in ihren kleinen Booten an Land bringen. Wenn Langusten so frisch sind, dann lässt man sie am besten für sich sprechen: Die süßliche, leicht nussige Delikatesse kommt roh am besten zur Geltung, da braucht es nur etwas pink Grapefruit und lila Schnittlauchblüten, um diesen Schatz des Meeres zum Erlebnis zu machen. Auch der crab salad lebt von der Qualität der Meeresfrucht an einer Zitronengras-Vinaigrette, dazu passen die vegetabilen Noten von gegrillten grünen Bohnen, Feldsalat und Rucola sowie einer Erbsen-Guacamole.
Kalamata-Oliven? Ja, aber in süß! So hat es Tradition auf dem Peloponnes, das Rezept wird von Mutter zu Tochter weitergegeben: Die Oliven werden sanft in einem Sirup aus frisch gepresstem Orangensaft, Wein, Honig, Kräutern und Gewürzen geköchelt, eine Mandel ersetzt den Kern. Gluko tou koutaliou heißt das auf Griechisch, etwas Süßes auf einem Löffel. Schmeckt klasse zu Feta-Käse oder als Dessert auf griechischem Joghurt!
Die Oliven sind nur eines von vielen Gourmet-Produkten aus der hauseigenen Linie „Greek Icon Products“, die vom Olivenöl über Meersalz und Honig bis zu Feigen- und Mandarinenmarmelade reicht. Dahinter steht die Philosophie des Hauses, lokale Produzenten zu unterstützen und Besucher mit den kulinarischen Traditionen Messinias vertraut zu machen. Alle Produkte kann man vor Ort im Delikatessen-Shop des Hotels oder online (grekaicons.gr) kaufen.
Die Architekten liessen sich für Costa Navarino vom Stil der umliegenden Dörfer inspirieren, um ein Anwesen zu schaffen, dass sich perfekt in die Landschaft einfügt. Alle Gebäude sind aus dem typischen graubraunen Naturstein der Gegend errichtet und zählen rund 5000 m2 begrünte Dächer. Im The Romanos, einem der beiden Fünf-Sterne-Häuser, bieten viele Zimmer einen Panoramablick auf das Meer, einige haben eigene Plunge Pools, die privaten Villen liegen direkt am Strand. Das luftige Haupthaus, einem griechischen Tempel nachempfunden, steht auf einem sanften Hügel oberhalb des Strands, die Anlage mit mehr als 400 Zimmern und Suiten fällt zum Wasser hin ab.
Dazu kommt eine großzügige Poollandschaft, das 4000 Quadratmeter große Anazoe Spa und mittendrin eine Agora, den Marktplätzen der Antike nachempfunden, wo man Souvlaki essen oder im Kafenio einen griechischen Mokka ordern kann.
All das ist einem griechischen Reeder zu verdanken, der zwar nicht so berühmt war wie Onassis oder Niarchos, aber die Landschaft des südwestlichen Peloponnes liebte, weil er dort geboren war. Vassilis Konstantakopoulos begann schon ab Mitte der 1980er Jahre in seiner Heimat Land zu kaufen. Seine Vision: Er wollte die grüne Hügellandschaft mit ihren Sandstränden und verschlafenen Dörfern, mit ihren Olivenhainen und Weingärten im Hinterland zu einer nachhaltigen Feriendestination machen. Mission accomplished.