Restaurants

Yoso, Andernach

Eine so coole Adresse hätte man dem kleinen Rheinstädtchen gar nicht zugetraut: Sarah Henke lässt fernöstliche Aromen auf die Techniken der neuen deutschen Küche treffen. Achtung: Ihr Lieblingsprodukt sind Chilischoten

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Sarah Henke © Lars May

„Meine Version von Asien“, so nennt Sarah Henke, die in Seoul geboren und mit knapp zwei Jahren von deutschen Eltern adoptiert wurde, ihren Küchenstil. Ihr Yoso ist ein schick gestyltes Metropolenrestaurant, das sich ins beschauliche Andernach verirrt hat und gehobenen kulinarischen Anspruch mit fernöstlicher Aromatik verbindet. „Die Küchen Asiens entsprechen einem Zeitgeist, weil sie leicht, vital und gut verträglich sind“, sagt die Chefin, in deren Kreationen Butter, Sahne und andere Milchprodukte keine Rolle spielen – mit Ausnahme des einen oder anderen Desserts. 

Einen Steinwurf vom Marktplatz entfernt: Hotel am Ochsentor © Autor

Ihre Gerichte inspirieren sich an den Küchen Thailands, Vietnams und Koreas. Die Machart ist aber nicht authentisch asiatisch, sondern authentisch Sarah Henke, die sich bei Dieter Müller und Sven Elverfeld den kulinarischen Feinschliff holte. Die fernöstliche Philosophie von den vier Grundelementen Feuer, Wasser, Erde und Luft, die das Leben zusammenhalten, überträgt sie auf ihre Kreationen, die vom harmonischen Zusammenspiel der Aromen geprägt sind. Jedes Gericht entspricht einem Element und ist auf der Karte entsprechend gekennzeichnet – wer Schärfe mag, sollte sich ans Thema „Feuer“ halten. 

Angenehm puristisch: Interieur mit Bambuslampen © Michael Königshofer

Das Yoso ist ein durch und durch entspanntes Lokal mit puristischem Interieur: schwarze Tische, rote Designerstühle, apart geschwungene Bambuslampen. Mittags serviert Sarah Henke Sushi, die nichts mit dem zu tun haben, was landauf, landab in Discounter-Kühltheken und an Running Sushi-Countern angeboten wird. Bei ihr ist der Reis zu perfekter Konsistenz gegart und kreativ gepaart, zum Beispiel mit Spicy Thunfisch oder Tempura Garnele mit Sesam. Abends gibt es ein sechsgängiges Menü „Elemente“ (wahlweise auch die vegetarisches Variante „Luft“).

Opulent: Sushi-Platte für Zwei zu Mittag © Autor

Der erste Gang im Abendmenü stammt aus dem Element „Wasser“: Thunfisch als Sashimi und Tatar, hübsch in Rosettenform angerichtet, darauf eine hauchdünne Scheibe Wassermelone und als Garnitur, die Frische, Würze und Crunch stiftet, Gurke, Gelber Rettich, Ingwer und Avocadocreme, das Ganze gekrönt von einem Tapioka-Chip. 

Thunfisch, Ingwer, Wassermelone © Autor

Bulgogi bedeutet auf koreanisch „Feuerfleisch“ – das Fleisch wird in Seouls Garküchen mariniert und dann über Holzkohle gegrillt. Sarah Henke adaptiert die Methode für ihren Adlerfisch, den sie nach dem Marinieren auf der Haut brät. Dazu wird auf dem Teller eine Girlande aus Calamaretti, grünem Spargel und Tupfen von lila Süßkartoffelpüree angerichtet, Bulgogi-Sauce bringt intensive Würze ins Spiel.

Adlerfisch, Calamaretti, grüne Spargel © Autor

Die Tom Kha Gai-Suppe, ein Klassiker der Thai-Küche, steht Pate für den intensiv nach Zitronengras, Galgant und Kokosmilch duftenden Fond. Darin baden zierliche Wan Tan, gefüllt mit roter Garnele und Jakobsmuschel, dazu gibt es Karotte, Champignons und Kaiserschoten.

Tom Kha Gai, Wan Tan, Karotte © Autor

Der Hauptgang bringt ein paar fernöstliche Aromen, ist aber von der Machart fest im zeitgemäßen Fine Dining angesiedelt: Perlhuhnbrust, in Kaffirlimetten-Öl confiert, dann auf der Haut gebraten. Dazu das Keulenfleisch, in einer Krokette verarbeitet, begleitet von Yam-Wurzel-Püree und Kräuterseitlingen. Die Grüne-Curry-Sauce ist mit ihrer intensiven Aromatik Farbtupfer und verbindendes Element zugleich.

Perlhuhn, Bimi-Brokkoli, Grünes Curry © Autor

Beim Dessert – keine Stärke der asiatischen Küchen – bewegen wir uns dann ganz auf dem sicheren Boden der französischen Pâtisserie: Das kuppelförmige Parfait aus weißer Schokolade auf knusprigem Schokolade-Pistazien-Boden, umhüllt von fruchtigem Kirschgel, birgt im Kern als Überraschung eine Kalamansi-Praline, die beim Draufbeissen ihren zitrusfrisch-flüssigen Inhalt freigibt. Dazu gibt’s Kirschsorbet, auf Pistazie gebettet, und eine eingelegte Kirsche mit Schokostengel.

Weisse Schokolade, Kirsche, Kalamansi © Autor

Das Spektrum der Getränkebegleitung ist groß und reicht von einer Weinauswahl mit Schwerpunkt auf Rhein und Mosel sowie einem Faible für Naturwein über japanischen Reiswein, Gin und Whisky bis zum Tee. Wer abends nicht mehr fahren möchte: Das Yoso liegt im Hotel am Ochsentor, einem stilvollen Boutiquehotel.

www.yoso-restaurant.de

1 Michelin-Stern

15 Gault&Millau-Punkte 

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